???
Dreckiges Marokko ???
Dieses spezial entstand nach
unserem leider etwas frustrierenden Aufenthalt am Qued
Kraa am 17. und 18.1.2012 siehe Tagebuch „Marokko
2012“
Als
wir vor neun Jahren erstmals in Marokko waren, hat uns eine deutsche Touristin
ihre Erfahrungen in Marokko in folgendem Satz zusammengefasst: „Ich bin jetzt
zwei Wochen in Marokko und habe zwei Wochen lang gekotzt“ - Begründung: „Hier
ist Alles vermüllt“; „Wer weiß, wie die hier das
Essen zubereiten“; „Immer muss man
bettelnden Kindern die klebrigen Hände schütteln“ usw. Auf unsere Frage,
warum sie dann eigentlich noch in Marokko ist, blieb sie uns die Antwort
schuldig. - „Hier ist Alles so schön billig“ wäre ja auch zu blamabel!
Die
Magenverstimmung der Dame hat wohl mehr im Kopf ihren Ursprung gehabt. Ähnliche
Vorurteile kann man auch von anderen deutschen Touristen über die
„unterentwickelten Länder“, in die sie so gern verreisen, hören. Sie vergessen
dabei, dass auch uns der Sinn für
Ordnung und Sauberkeit nicht angeboren ist, sondern mit viel Mühe und
Beispielhaltung anerzogen werden muss und dass der allein auch nicht reicht,
wenn die Infrastruktur für Abfallerfassung und -beseitigung im Land fehlt. Im Mittelalter waren unsere Städte schließlich
alles Andere als sauber und ordentlich. Wir glauben aber, dass ganz langsam
wachsendes Umweltbewusstsein nach und nach überall mehr Sauberkeit einziehen
lässt. So konnten wir noch vor zwanzig Jahren z. B. in Portugal beobachten,
dass Großfamilien im Schatten eines Wäldchens picknicken und dabei allen Abfall
einfach fallen ließen. Am nächsten Wochenende saßen die an gleicher Stelle in
ihrem Unrat und „müllten“ weiter. Nur ihr eigenes
Grundstück hielten sie damals schon sauber – indem sie allen Unrat über den
Zaun warfen. Das hat sich heute erheblich gebessert.
In
Marokko haben sich entsprechend der herrschenden Bedingungen spezielle Sitten
zur Reinlichkeit entwickelt: So ist die strikte Zuordnung von rechter und
linker Hand für bestimmte Funktionen sehr sinnvoll, wenn oft das Wasser zum
Waschen fehlt. (Eigentlich hätten also die Marokkaner viel mehr Grund dafür,
sich vor’m shake hand mit
uns zu ekeln, weil sie nicht sicher sein können, was wir vorher mit der Rechten
getan haben.) Als wir uns einmal im mittleren Atlas richtig verlaufen hatten, zeigten
uns Kinder den richtigen Weg aus dem Dorf – über den „aktuellen Abtritt“ (ein
brachliegendes Feld, auf dem schön quadratisch im Abstand von 30 cm angeordnete
Häufchen lagen, die wohl vor der Bewässerung eingepflügt werden und so vom
Abfall zum Dünger werden). Ursprünglich
war also hier die Sauberkeit einigermaßen garantiert. Nur der neumodische
Verpackungsmüll kann so nicht verkraftet werden. Vielerorts wird der Müll
wenigstens gesammelt und irgendwo durch Verbrennung aus der Welt geschafft (was
nicht unbedenklich ist, wenn der Rauch über bewohntes Gebiet geht, weil bei normaler Verbrennung wg. zu
niedriger Temperaturen viel Gift, z. B. Dioxin (das Gift der Seveso-Katastrophe) entsteht.
Nun
zum aktuellen Anlass für dieses special:
Wir
beobachten auf dem freien Stellplatz Qued Kraa, wie unsere
(auch deutsche) Nachbarn ihren
Müll ohne irgendwelche Skrupel nicht weiter als 20 Meter neben dem
letzten Camper in eine Kuhle der Dünen werfen (Bild) - ja sogar ihren
Toilettentank dort entleeren und so die Sauerei noch auf die Spitze treiben. Es
kann ja sein, dass sie vorher den Beamten, welcher täglich die Personalien
aufnimmt, gefragt haben, wo sie ihren Müll deponieren sollen (wäre eigentlich
schon eine Zumutung, solchen Service zu erwarten, wenn man bedenkt, dass sie
diesen Stellplatz ganz kostenlos benützen dürfen). Sollte er in seiner
Verlegenheit eine entsprechende Anordnung gegeben haben, hat er aber garantiert
nicht noch das Verklappen von Fäkaltanks einbezogenen. Er hätte sich ja sicher
vorgenommen, den Müll irgendwann zu verbrennen, was dann womöglich wg.
„Überdüngung“ gar nicht möglich wäre. Fast in jeder Ortschaft findet man
Mülltonnen und es gibt mittlerweile auch ausreichend Möglichkeiten, Fäkaltanks
zu leeren. Es ist doch wirklich nicht zuviel verlangt, wenn man den Leuten
zumutet, ihren Dreck von diesem schönen Platz mitzunehmen und ordentlich zu
entsorgen. Wir haben deshalb sowohl einen zweiten Fäkaltank als auch ein paar
große Müllsäcke an Bord. Dafür haben diese Ferkel in ihren mehr als 7 m langen
Campern, an denen nicht selten noch ein großer geschlossener Anhänger
mitgeführt wird, wg. der dort verstauten vielen Haushaltgegenstände
einschließlich Waschmaschine offenbar keinen Platz.
In
solcher Gesellschaft schämt man sich, ein Europäer zu sein und die
Gastfreundschaft der Marokkaner zu genießen!
Beate & Uwe