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Abschlußbetrachtung zur Reise 'Panamericana 2005 - 2007'

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  Vorbemerkungen

Kurz gesagt: Die Reise war ein voller Erfolg. Unsere kühnsten Wünsche sind oft übertroffen worden. Wir wollen jedenfalls,

 solange Alter und Gesundheit es erlauben, weiter solche Reisen unternehmen. Immer wieder werden wir gefragt, ob wir

Probleme mit Kriminalität hatten. Obwohl es aus unserem Tagebuch eigentlich eindeutig hervorgeht, bekräftigen wir es hier

nocheinmal: Bei der notwendigen Vorsicht waren wir nicht weniger sicher als in Europa; im Gegenteil - z. B. die Gefahr,

durch einen Terrorakt geschädigt zu werden, bestand über große Strecken überhaupt nicht.

Natürlich gibt es immer Dinge, bei denen man hinterher klüger ist als vorher. Besser wollen wir es künftig vor Allem in

folgenden Punkten machen:

- Die Dauer der Reise war bei dem Verlauf zu kurz. Drei Jahre wären besser gewesen.

- Damit im Zusammenhang steht die zu hohe Kilometerleistung. Bei der zwangsweise niedrigen

Durchschnittsgeschwindigkeit sind wir in der Zeit 2000 Std. gefahren - das ist Halbtagsarbeit!

- Logisch, daß dann unsere wichtigste sportliche Betätigung, das Wandern mit täglich ca. 0,5 Std viel zu kurz gekommen ist

das muß besser werden. 

 

Zur Reihenfolge der Beiträge:

- Zuerst alle Länder in der Reihenfolge unseres Besuches

- Spezialthemen in der Reihenfolge der Verfassung

  Argentinien

Unsere Erfahrungen haben wir zunächst nur im Osten und Süden gemacht. Das (Sommer-)Klima ist in Buenos Aires wie

Mittelitalien und auf Feuerland wie Mittelnorwegen (obwohl Ushuaia etwa die gleiche Breite wie Holstein hat). Die

Menschen sind freundlich, hilfsbereit und sehr interessiert. Etliche können Deutsch und kommen damit auf uns zu, sodaß

wir uns mit unseren sehr bescheidenen Sprachkenntnissen ganz gut zurechtfinden. Das Leben und Reisen in A. ist billig

(z.B. Diesel 40 Cent, feinste Rindlendensteaks 3 €/kg, Camping incl. Warmdusche und Strom 3 € / Person - alles 'ab', es

gibt natürlich auch ein Gefälle). Wir haben bisher für alles keine 500 € im Monat ausgegeben. Wir benutzen im Tagebuch

öfters die Bezeichnung "arg. Aldi" - das ist falsch. In Argentinien gibt es Aldi nicht, aber es gibt eine Supermarktkette "La

Anonima", welche nicht nur mit dem Logo an Aldi erinnert, sodaß wir dort oft einkaufen. Im Straßenverkehr geht es rechtg

ruhig und rücksichtsvoll zu, wobei Ausländer meist noch einen kleinen Bonus bekommen. Angeblich würden die Taxifahrer

aus Buenos Aires mit gewissem Stolz verkünden, daß der Verkehr dort der wildeste der Welt sei. Uns kam das aber nicht so

vor  - diese armen Menschen würden zur rush hour in Istanbul oder Neapel oder einfach nur einmal auf bestimmten

Abschnitten der A7 schnell anderer Meinung werden. In den Städten, die fast alle im Schachbrettmuster angelegt sind, gibt

es kaum Ampeln oder Vorfahrtschilder. An der Kreuzung fährt der, der zuerst da war - und das klappt gut (stellt Euch das

einmal in Deutschland vor!). Große Gebiete sind wirklich frei von Abfall. Als Wohnmobilisten hatten wir selten solche

günstige Möglichkeiten, Abfall zu entsorgen. Wir fühlen uns überall sehr sicher, sodaß wir nachts meist frei stehen. Nach

Norden hin, so haben wir inzwischen festgestellt, nehmen die guten Seiten etwas ab: Im Straßenverkehr geben doch

gelegentlich die stärkeren Nerven den Ausschlag und vor allem nach Westen zu sind nicht alle Argentinier mehr so

freundlich wie in Patagonien. Die weniger freundlichen sind die Indianer, die uns wahrscheinlich mit ihren

europäischstämmigen Landsleuten, von denen sie ganz offensichtlich zurückgesetzt werden, in einen Topf werfen. Wir

können es ihnen nicht verdenken.

  Chile

Der Süden: Landschaftlich sind hier die Highlights schon dichter gesäht. Das Leben ist insgesamt teurer und besonders das

Touristische. Campingplatzpreise und Eintritte haben schon mitteleuropäisches Niveau, was man aber von der Qualität

nicht behaupten kann. Im Straßenverkehr geht es deutlich ruppiger zu als in Argentinien. Die Menschen sind aber ähnlich

aufgeschlossen, freundlich und hilfbereit. Ausnahme (wie überall) - die Zöllner! Nach Norden hin wird die Landschaft vor

allem an der Küste immer karger und zuletzt wirkliche Wüste, was aber wegen der exotischen Wirkung auf uns auch seinen

Reiz hat. Auch hier ist ein Gefälle im "menschlichen Bereich" nach Norden hin zu bemerken. Was uns besonders sauer

aufstößt, ist im Unterschied zu Patagonien hier der Umgang mit dem Müll. Besonders die wahrscheinlich noch nicht lange

eingeführten Wegwerfgefäße für Bier und andere Getränke läßt der Durchschnittschilene dort fallen, wo sie leer geworden

 sind, auch wenn drei Meter weiter ein Abfallbehälter steht. Nach ein paar Tagen kommt dann ein Kommando armer


Schlucker und räumt den ganzen Mist wieder weg. Ähnlich, vielleicht nicht so kraß, ist es ja auch zu Hause - und da hat auch

  Brasilien

Wir haben nur den südlichsten Teil kennengelernt. Landschaft und Natur haben uns gefallen; weniger aber die

Temperaturen und die blutsaugenden Plagegeister - und das im März! Die Zweiteilung der Bevölkerung schafft ähnliche

Verhältnisse wie im angrenzenden Argentinien. Die Reaktion der Indianer auf unser Auto, das eher größer ist als deren

fensterlose Hütten (im besten Fall aus alten Brettern) für vielköpfige Familien, kann man sich gut vorstellen. Wir haben uns

dort deshalb nicht so wohl gefühlt. Diese Seite unserer Reise wird in den folgenden Ländern wohl öfters zum Tragen

kommen.

  Bolivien

Wir haben nur ein Stück des Hochgelegenen Teiles bereist. Fazit: Die Polizisten, meist finstere Gesellen, erwarten

Trinkgeld. Sonst war B. ein Traum.  La Paz allerdings ein Alp. Zwischen Tihuanaco und Titicacasee (touristisches Muß)

haben wir meist  freundliche Bauern angetroffen und in Copacabana wirklich herrliche Tage gehabt - und alles in fast 4000

 m Höhe.

  Peru

Die Touristischen Highlights (neben den herausragenden archäologischen Stätten auch grandiose Landschaften) von Peru

machen einen Besuch anläßlich einer Südamerikareise zum absoluten Muß. Leider mußten wir wieder feststellen, daß die

(meist indianische) Bevölkerung auf unser Erscheinen sehr gemischt reagiert (s. Brasilien). Diese Erfahrung scheinen

andere Reisende nicht gemacht zu haben - also liegt's möglicherweise an uns. Abgesehen von der wirklich freundlichen,

hilfsbereiten Touristenpolizei in den touristischen Zentren gilt das gleiche, wie für die bolivianischen Polizisten in

stärkeren Maße (siehe Tipp Nr. 5!). Trotzdem wäre es noch übertrieben zu sagen, daß wir in dunkler Nacht lieber einem

Kriminellen als einem Polizisten begegnen würden! Touristische Aktivitäten und das Leben sind hier mindestens auch so

teuer, wie in Chile.

Einkaufen ist in den kleinen Läden ist wirklich nicht einfach und wir fangen an, lieber auf Manches zu verzichten, als uns

für teures Geld minderwertigen Mist andrehen zu lassen.

  Ecuador

Ursprünglich wollten wir hier ja nur zur Verschiffung nach Manta durchfahren. Das hatten wir uns bei der Planung

offenbar als "Bleifußaktion" vorgestellt und uns auch nicht mit touristischen Informationen versorgt. Da wir nun von

Kolumbien aus verschiffen, mußten wir ganz durchfahren. Die Strecke abseits der Küste ist landschaftlich sehr schön -

wirklich wieder eine ganz andere Facette von Südamerika.

Das geht seit Peru so: je weiter nördlich, um so gefährlicher soll es sein (in Ecuador wären es die kolumbianischen Rebellen,

die über die Grenze kommen und sich dort dann das "Reisegeld zusammenrauben"). Wir haben davon nichts bemerkt - waren

aber auch sehr vorsichtig und konnten Manches nicht so unbefangen genießen. Außerdem hing uns immer noch unsere

Grippe etwas an - und so waren wir schneller durch, als wir wollten - schade! Ein paar Aufenthalte, auch an der Küste, wo

das Wasser endlich nicht mehr von der kalten Meeresströmung beeinflußt wird, hätten wir noch haben sollen.

  Kolumbien

Also - in Kolumbien soll es ganz gefährlich sein. Das sagt auch unser auswärtiges Amt und alle Touristen, die wir trafen und

die deshalb   n i c h t   dort waren.

Natürlich hat uns das schon nervös gemacht - aber, wenn wir nach Nordamerika kommen wollten, mußten wir durch - und

deshalb haben wir es gemacht: Wir sind durchgefahren.

Wie bedenklich solche Meinungen anderer machen, soll ein Beispiel zeigen: Die anderen Touristen, welche meist mit Bully

oder teilweise abenteuerlichen Allradfahrzeugen unterwegs waren, haben unser Auto bedenklich gemustert und es stand

ihnen auf die Stirn geschrieben: "Mit dem Auto werden die schon auf viele Km als fette Beute erkannt". Natürlich waren

uns solche Gedanken auch schon gekommen und so haben wir allen Enstes erwogen, unser Auto mit schmutzigfarbener

Leimfarbe vorübergehen zu tarnen! Nur gut, daß die liebe Faulheit die Ausführung verhindert hat. Die Brummifahrer, neben

 denen wir meist genächtigt haben (und die meist sehr freundlich zu uns waren),  hätten uns für Landstreicher und die vielen

 Militärkontrollen vielleicht noch für Schlimmeres gehalten (vielleicht wäre dadurch gar noch die Luft bleihaltig geworden!)

Nun im Ernst: Es ist schon irgend etwas dran an der Gefahr - nicht umsonst stehen alle 5 Km Militärposten an der Straße.

Nach unserer Rechnung wurde unsere Durchfahrtstrecke von ca. 2000 Km von einer Division Infanterie rund um die Uhr

bewacht! Da haben es Banditen schon schwer mit ihrem Handwerk. Unterwegs haben wir nur auf 24-Std.-Tankstellen

genächtigt (und vorher gefragt - wir sind immer gut beraten worden). Am anderen Ende haben wir 14 Tage auf einem

Camping direkt am Strand der karibischen See zugebracht und uns immer absolut sicher gefühlt.


Landschaftlich ist Kolumbien ähnlich Ecuador und sehr schön. Die Menschen sind freundlich und die Temperaturen

wenigstens im Gebirge und am Meer erträglich, die Straßen gut, die Mädchen schön und das Bier preiswert - was will man

mehr?

  Costa Rica

Um es vorwegzunehmen: Ähnlichkeit mit der Schweiz (s. unsere Beschreibung zum Abschn. 17) hat Costa Rica, wenn man

von einem leicht angegammelten Hotel im Schweizerhausstil am Lago Arenal absieht, wirklich nicht. Aber es ist sehr schön

(Gebirge und Küsten). Man findet sogar an der angeblich überlaufenen Pazifikküste einsame Strände - allerdings außerhalb

der Saison in der "großen" Regenzeit. Die muß man aber nicht so ernst nehmen. Sie äußert sich nur in einem fast täglichen

Gewitterguß, meist am späten Nachmittag oder in der Nacht, der die Temperatur wieder auf erträgliches Maß bringt.

Einkaufen ist hier recht angenehm, aber nicht billig. C.R. ist überhaupt nicht gerade ein billiges Land und man hat den

Eindruck, daß die Leute hier uns für reich und deshalb "melkbar" halten. Unsere Erfahrung mit der Autoreparatur ist

wahrscheinlich die Ausnahme, die die Regel bestätigt. (Wir glauben, FIAT will sich hier erst einführen und hat für

bestimmte Gesten einen Fonds eingerichtet.)

  Panama

Unsere Stipvisite ist womöglich nicht für eine Beurteilung ausreichend. Jedenfalls ähnelt es landschaftlich Costa Rica und

der Kanal und bestimmte Teile von Panama-City sind Highlights. Wir hatten Probleme, wirklich gute, ruhige und sichere

Stellplätze zu finden.

  Nicaragua, Honduras, Guatemala

 Abgesehen von den wenigen Highlights gibt es noch viele schöne Ecken. Dort ist aber meist alles zugebaut, sodaß es schwer

ist, einen Stellplatz zu finden. Es gilt die allgemeine Charakteristik für diese Weltgegend: Die meisten Leute sind arm, aber

freundlich und hilfsbereit, die Polizisten teilweise widerlich korrupt (s. Tagebuch u. "Tipps") und an den Grenzen ein

undurchschaubares Chaos, in dem "Guides", die nicht einmal der englischen Sprache mächtig sind, auf Trinkgelder aus sind

(und, wenn das nicht klappt, noch schnell für Euch mit Eurem Geld irgendwo noch irgendeine Gebühr bezahlen wollen - Ihr

müßtet Euch dann nicht hinbemühen. Geht Ihr dann selbst ist die Gebühr halb so hoch oder fällt gar nicht an). Letzteres

trifft aber auf Guatemala nicht zu - hier war der Grenzübergang schon fast weltläufig: Keine Rotte von Guides; die

Offices von Migration und Aduana schön übersichtlich und beschildert; der freundliche Beamte braucht aber auch

verschiedene Kopien von unseren Dokumenten, die er aber   s e l b s t   anfertigt (!).  Schon hier scheint der teure Norden zu

 beginnen, Besonders Gatstätten und Bierdosen werden rasant teurer. Man hatte uns schon in Panama und Costa Rica

gewarnt: Die Americanos verderben die Preise, weil sie ohne Murren jeden Betrag bezahlen. Ehrensache: Da machen WIR

nicht mit !

  Mexico

Der touristische Wert ist ja bekannt. Deshalb wollen wir uns nicht weiter darüber auslassen - vielleicht nur Eines: Die

vielen Ruinenstätten haben uns, obwohl wir viel vorher gelesen hatten, wg. ihrer Vielfalt, Größe und Erhaltungs- bzw.

Restaurierungsgrad überrascht.

Die Bevölkerung, teilweise noch fast rein indianisch, ist im Erscheinungsbild und im Verhalten zu uns Fremden (wir werden

wahrscheinlich oft für "Americanos" gehalten, die hier - wahrscheinlich zu Recht - nicht sehr beliebt sind) sehr

unterschiedlich. Das Land ist ja auch groß. Im Süden gibt es immer wieder Unruhen. Dort könnte es auch einmal gefährlich

werden. Meistens wurden wir aber freundlich behandelt, wenn wir auf die Einheimischen zugingen (das machen wohl echte

Americanos selten).

Landschaft und Natur sind über große Strecken sehr schön und abwechslungsreich (von tropischem Regenwald bis

ausgesprochener Wüste ist alles vertreten; und dann noch die unterschiedlichen Küstenlandschaften).

Die Straßen sind, obwohl übel beleumundet, mit bisher wenigen Ausnahmen hier gut, oft besser als in den bisher besuchten

Ländern, gewesen. Auch die besonders geschmähte MEX1 ist (inzwischen?) recht gut ausgebaut.

Wenn wir von guten Straßen sprechen, ist das relativ zu Süd- und Mittelamerika zu verstehen. In  diesen  Ländern muß man

auch auf besten Straßen   i m m e r   mit tiefen Schlaglöchern und unterspülten oder abgerutschten Abschnitten ohne

Vorwarnung  rechnen. Manchmal hat allerdings eine wohlmeinende Seele ein paar Steine um die gefährlich Stelle und

vorher ein paar Zweige gelegt. Zweige sind  übrigens auch hier der Ersatz für den Autobahndreibock, von dem in Mexiko

eigentlich jeder 2 Stck mitführen muß (Hohe Strafe!). Leitplanken sind auch auf abenteuerlichen Gebirgsstraßen

ausgesprochener Luxus, werden aber nach Norden hin mehr . Und dann noch die vielen Topes! Also, wenn man einen solchen

"Reduktor de Velocidad" mit den dort meist vorgeschriebenen 40 km/h nimmt, ist das Auto vielleicht im A...! Andererseits

brettern die Einheimischen dort, wo keine Topes sind mit mindestens 80 durch die Dörfer, also müssen Topes sein.

Die Polizei war, obwohl auch übel beleumundet, bisher fast immer freundlich und korrekt. Das trifft auch  für Baja


California zu.

Die Lebenshaltungskosten sind hier für   u n s   recht niedrig (z. B. feinste Rindlendensteaks 80 Pesos/kg = 5,70€ und

Diesel ca. 0,40€/l). Im Wal*Mart von Ensenada sah es schon schlechter aus (wohl die ersten Schatten aus den USA).

Am Ende noch ein lustiges Erlebnis: Bei einer der häufigen Militärstraßenkontrollen erzähle ich dem ispizierenden Soldaten

 wir immer, daß wir Alemanos sind (hatte oft zur Folge, daß der Kontrolleur neugierig und nicht mehr so dienstbeflissen war).

 Der Soldat sagte darauf höchst verwundert "Da seid ihr also gar keine Gringos!".

  USA

Das Wichtigste zuerst: Die Straßen, die Wegweiser sind einfach Spitze. Selbst in großen Städten kann man sich fast nicht

verfahren. Obwohl hier alle Autos flotter können als unseres, wurden wir bisher nie bedrängt. Der Verkehr läuft flüssig -

aber Alle sind rücksichtsvoll. Diesel kostet z. Zt. ca. 70...80 $-Cent - das geht noch.

Und überhaupt sind die Menschen hier sehr freundlich und hilfsbereit (einschließlich police-officers und park-rangers). In

einem älteren Bericht haben wir schon einmal ein Land wg. seiner freundlichen Bewohner "Land des Lächelns" genannt.

Jetzt müssen wir feststellen, daß nicht das Lächeln sondern unsere bärbeißigen Mienen in der Welt die Ausnahme sind. Wir

möchten auch freundlicher werden und arbeiten jetzt an uns - ist aber verdammt schwer mit über 60! Die große

Rücksichtnahme im Verkehr, die wir ja auch schon in Süd- und Mittelamerika (gelegentlich) beobachten konnten, ist

vielleicht weniger ein besonders guter Charakterzug der Einheimischen, sondern der Umstand, daß hier - auch in USA - die

Versicherungen längst nicht so sicher (kleine Deckungssummen) wie bei uns sind. Es läßt sich trefflich darüber streiten,

welches System nun wirklich besser ist!

 

Trotz Wegwerfgesellschaft gibt es sehr wenig Müll (sehr im Unterschied zu Mexiko und vielen anderen mittel- und

südamerikanischen Ländern). Es stehen aber auch überall Müllbehälter zur Verfügung. An der Straße sind Schilder

aufgestellt, auf denen die Menschen genannt werden, die die ... nächsten Meilen wg. Müll in ihre Pflege genommen haben

("Litter Control") oder es wird dafür geworben, ein Stück Hwy. In Pflege zu nehmen. Ebenso stehen überall Toiletten zur

Verfügung, sodaß auch die anderen menschlichen Hinterlassenschaften recht selten sind. Dafür werden aber hier wie auch

in Deutschland viele Hunde gehalten und Gassi geführt... .

 

Lebensmittel sind meist etwas teurer als bei uns. Qualitativ besser ist Fleisch; auch noch Gemüse (aber schlechter als weiter

 im Süden). Milch und Käse kann man vergessen (die Inhaltsangabe der pasteurisierten Milch, die ohne Kühlung sofort sauer

 wird, liest sich wie das Inhaltsverzeichnis eines Chemieexperimentierkastens).

 

Camping ist hier unvergleichlich besser als in Mitteleuropa. Wenn man von den "Full hook up"-Plätzen  absieht, in denen die

RV's (recreation Vehicle = Reisemobil oder Fifth Whiler=Sattelaufliegerwohnanhänger) sozusagen "am Tropf" hängen

(Trinkwasser, Strom, evtl. auch Telefon und Kabel 'rein und Abwasser incl. Fäkalien 'raus), sind die Campingplätze

weitläufig (keine Parzellen, sondern großzügige Plätze mit Feuerstelle, Grill und Pickniktisch und dazwischen meist viel

Natur), sodaß man vom Nachbarn kaum etwas merkt. Meist bezahlt man in staatlichen Plätzen pro site und Nacht oft nur 5

bis 15 $. Die sites sind so groß, daß zwei Autos und drei Zelte und acht Personen Platz haben - mit anderen Worten: Zwei

richtige Amis mit reisebusgroßem RV und angehängten Pkw zahlen genau so viel wie eine ganze Latino-Großfamilie. Wir

hätten nie gedacht, daß es hier solch soziale Festlegungen gibt. Dazu kommt, daß es meist viele Möglichkeiten für "frei

Stehen" gibt (alles public-Land, wie Nationalforsts, -deserts, -wildernesses - in Utah sind das z. B. ca. 90% des gesamten

Landes - kann meist so genutzt werden. Natürlich gibt es auch ein Gefälle und wir kennen bisher nur die West-Hälfte. Dort

weicht z. B. Californien vom Üblichen erheblich ab. Hier sind die Nationalparks nicht von normalem public Land, sondern

von Stateparks umgeben, in denen Camping nur auf  Campingplätzen gestattet ist und dort geht der Preis für die site von 10

bis 40 $, dazu kommt oft noch ein Eintritt für den Statepark und evtl. Gebühren pro Person und das 2. Auto - es scheint, daß

 Mister A. Schwarzenegger hier österreichische Sitten einführt. Auch in Alaska gibt es recht teure Gegenden. Wir hatten

oft gehört, daß man generell auf jedem Wal*Mart-Parkplatz mit dem Wohnmobil übernachten kann. Das stimmt aber nur

(noch?) z. T.. Wir haben schon sehr oft Verbote vorgefunden.

 

Die Nationalparks sind einsame Spitze (von dem, was wir bisher auf unseren Reisen gesehen haben). Hier ist der Ausdruck

"touristisch erschlossen" wirklich am Patze - und zwar im positiven Sinn: Man hat die wirklich einmaligen Naturwunder

wirkungsvoll geschützt. Trotzdem hat der Besucher wenig Einschränkungen zu beachten. Viele Sehenswürdigkeiten erreicht

 man mit dam Auto bzw. kann die meisten Trails "selfguidet" begehen. Es gibt meist viel Gratisinformationsmaterial (oft

auch in Deutsch). Der Eintrittspreis bewegt sich von ca. 5 ... 25 $ pro Privatauto (s. Camping) für ein oder zwei Wochen.

Mit NP-Pass (80 $ für ein Jahr) entfällt der Eintritt. Uns haben die vielen Nationalparks des Colorado-Plateaus ganz

besonders beeindruckt (vielleicht gibt es später noch ein "special" dazu).


 

Die Möglichkeit (fast) alles mit dem Auto zu erreichen macht natürlich auch bequem und die Essensgewohnheiten der US-

Amerikaner machen dick (trifft besonders für Frauen zu). Viele US-Amerikaner haben deshalb das Laufen verlernt. Wie

das aussieht? Seht doch mal unseren Kindern zu, wenn sie zur Schule gehen (also den Wenigen, die nicht gefahren werden)

- es sind schon viel kleine Amerikaner dabei! Was hier noch zum Thema anzumerken ist, klingt etwas nach schwarzem

Humor: Also, in den USA wird sehr viel für Behinderte getan. Das schuldet das Land, welches eigentlich immer irgendwo

Krieg führt, natürlich auch den Denen, die dabei "nur" ihre gesunden Knochen verloren haben. Deshalb findet man u. A. in

den großen Supermärkten immer "Selbstfahrstuhleinkaufswagen". Nun haben wir auf einem solchen Wagen bisher noch

keinen Veteranen und selten eine alte Oma aber öfter schon wirklich fette junge Frauen getroffen. Es ist schon ein

erhebender Anblick, wenn dank Wal*Mart so eine junge Frau auf einem solchen Stuhl, an den Seiten etwas herabfließend -

sonst aber bequem, mit glänzenden Augen durch die unendlich langen Food-Regale fährt und ihren Bedarf deckt!

 

Im Umgang mit Alkohol ist hier schon die Gesetzgebung irgendwie verklemmt. Es bestehen Unterschiede in den einzelnen

Staaten. So sind z. B. in Utah überhaupt nur schwach alkoholische Getränke erlaubt (Draft-Beer). Das umgeht Budwiser

dadurch, daß es beim Starkbier einfach keinen Alkoholgehalt angibt. Und so haben wir gerade in Utah - wahrscheinlich, weil

 das Verbotene besonders erstrebenswert ist - die meisten Betrunkenen gesehen.

  Kanada

Nachdem wir uns ziemlich weit hier umgesehen haben, bleiben wir bei dem Urteil: Vieles ist ganz ähnlch wie in USA mit den

folgenden Abweichungen

- Vieles ist etwas teurer, manches sogar ganz schön (z. B. Alkohol und Camping)- und zwar im Osten mehr als im Westen.

-Überhaupt ist der Umgang mit Alkohol noch mehr verklemmt, wie in USA.

- Die Straßen sind nicht ganz so gut.

- Die Natur ist ursprünglicher.

- Von den Indianerreservationen abgesehen ist das ganze Land ist    a b s o l u t   c l e a n !    Es gibt keinen Müll.

- Die Menschen sind im Schnitt schlanker und laufen noch lieber als die US-Amerikaner.

- Im Lebensmittelangebot gibt es mehr europäischen Standard und auch die Qualität ist besser.

  Alles zum Wohnmobil - Daten und Fakten

  (bisher)

Allgemeine Erfahrungen: Der Hymer B644 hat bisher (toi,toi,toi) alle Torturen klaglos überstanden. Es waren wirklich nur

Bagatellen zu beheben. Der Motor (Fiat 122 PS, nicht common rail) ist nach fast 224.000 km so munter und anspruchslos (~

10l/100 km; Ölverbrauch fast Null) wie am ersten Tag.

Reifen leben nicht so lange, wie bei uns (9 Totalschäden, dvon einer wg. gebrochener Felge); Bremsklötzer vorn haben trotz

Einsatz der "Motorbremse" ("frene con Motor" steht an allen Bergabfahrten) in SA höchstens 2/3 der üblichen Standzeit

erreicht. In NA leben sie bei sehr schonender Behandlung sehr lange.

Nun ist es für uns gewiß: Gelbatterien ertragen das ständige Rütteln   n i c h t   - alle drei (neu) sind nach der halben Reise

hin.

Wir haben als Ersatzteile alle Filter in der erforderlichen Menge mitgenommen und viel Öl - Letzteres war bestimmt nicht

nötig. Z. B. Luftfilter bekommt man auch fast überall. Außerdem haben wir 1 Satz Bremsscheiben vorn und 3 x Pads vorn

mitgenommen - das war goldrichtig. Wir hätten auch einen Zahnriemen mit Spannrolle mitnehmen sollen. (Wir hatten nicht

mit der erbrachten Fahrleistung gerechnet. Außerdem ist es schwer einzuschätzen, wie lange ein Zahnriemen hält - sind sich

 ja schon die professionellen Ratgeber nicht einig; und sind km = km? - wir denken an die vielen Strecken im niedrigen

Gang.) In Anbetracht der Konsequenzen eines gerissenen Zahnriemens haben wir lieber dort, wo wir eine kompetente

Werkstatt gefunden haben, wechseln lassen.

Inzwischen hat die Lichtmaschine ihren Geist aufgegeben. Das hat uns wirklich überrascht. Hatten wir doch diese erst kurz

 vor Abfahrt wechseln lassen. Lt. Meinung der Ratgeber sollte die Lichtmaschine bei 120 - 150 Tausend km gewechselt

werden. Unsere haben wir bei über 130000 wechseln lassen (angeblich und nach Preis eine Neue) und die hat ganze 45000

km gehalten - und sah aber auch nicht gerade nach neu aus! Wahrscheinlich wurden wir wieder einmal beschi... .  "1, 2, 3" in

Werdau, ehemals Autoelektrik, wird eine sehr unangenehme Viertelstunde mit uns haben. Wir haben nur noch wenig

Vertrauen in Werkstätten, ganz besonders in Deutschland. Am besten ist wirklich, man macht alles selbst. Deshalb haben wir

die Lichtmaschine als Vergleichsobjekt ausgebaut und wollten eine Neue besorgen. Es war nicht einfach, hier Ersatz zu

bekommen: Zuerst waren wir  bei Peugot. Die Lichtmaschine im "Boxer" ist baugleich mit der im Fiat-"Dukato". Aber

natürlich hat die bei Peugot eine andere Nummer und die Büroleute haben womöglich noch nie eine Lichtmaschine gesehen


und konnten deshalb mit unserem alten Ding auch nichts anfangen und außerdem haben sie hier in Mexiko ähnliche

Arbeitsauffassung, wie in der DDR (z. B. "PGH Krafthand"!) - also kurz: "haben wir nicht - versuche es doch mal bei...") .  In

 Argentinien und in Guatemala hat man sich wenigstens an's Telefon gehängt, wenn etwas nicht verfügbar war. Mit gleichem

 Erfolg waren wir bei VW, Ford und  Renault. Erst in einem kleinen Autopartes-Laden (dem zweiten!) funktionierte das

fotografische Gedächtnis. Der Mitarbeiter verschwand mit unserer Lichtmaschine im Lager und kam nach einer

Viertelstunde mit einem sehr ähnlichen nagelneuen Produkt (made in Taiwan) zum Drittel des Preises wie in Deutschland

zurück.  Natürlich hatten wir noch mächtiges Glück, daß es so schnell ging. Wir haben die Anschlußpunkte ein wenig

umgearbeitet und die Lichtmaschine eingebaut - hat geklappt. Übrigens: Ursprünglich hatten wir vor (und eine Weile

praktiziert), ganz auf Strom aus der Lichtmaschine zu verzichten, haben wir doch genug andere Quellen. Die Lichtmaschine

 mußte aber eingebaut bleiben, weil die Kühlmittelpumpe vom gleichen Keilriemen angetrieben wird. Das konnte nicht

gutgehen, weil eine so über den Harz gegengene Lichtmaschine auch kaputte Lager hat. Die haben dann auch bald so

erbärmliche Geräusche gemacht, daß wir den Ernst der Lage erkannt haben.

Unsere Handbremse hat  überhaupt keine Wirkung mehr gehabt. Nachstellen hilft auch nicht. In der Annahme, daß die

Beläge der hinteren Bremsen ganz 'runter sind, habe ich nachgesehen: Die Beläge sind noch so "la, la" - aber die

automatische Nachstellung war beiderseits defekt und unwirksam - und das absolut sicher bereits, seit die hinteren Bremsen

 vom Behring, Crimmitschau, Zwickauer Str., repariert worden sind (es fehlen Teile und es wurde mit Kabelbinder

gepfuscht). Nun, mich überrascht nichts mehr! Herr Behring: Wie fahren Sie rückwärts an, wenn es steil bergab geht und

das Auto bei Lebensgefahr nicht 20 cm vorwärts rollen darf?! - ich habe meine Beate 'rausgeschickt, um Steine vorzulegen

(außerdem gehen so wenigstens nicht Beide drauf) - hat geklappt. Wir leben noch; Ihr Verdienst ist das allerdings nicht! Ich

habe inzwischen gelernt, damit zu leben: Alle 10 000 km stelle ich mit der Hand nach. Dazu müssen die Hinterräder und die

Bremstrommeln demontiert werden. Das geht jetzt wie das Brezelbacken!

Inzwischen war der Kühler undicht ( erste Anzeichen bei ca. 180 000 km - da ist so etwas vielleicht zu erwarten). Mit

verschiedenen Dichtmitteln (von innen und außen) habe ich es wieder hinbekommen.

Unsere schöne große Windschutzscheibe hat recht unter Steinschlägen gelitten, tut aber erstaunlicherweise immer noch

ihren Dienst. Anzumerken ist, daß wir auf den Pisten weniger und nicht so kräftige Steinschläge erhielten. Die schlimmsten

Schäden bekamen wir bei verhältnismäßig hoher Geschwindigkeit auf Asphalt vom Gegenverkehr

  Verschiffung mit Grimaldi

Kosten (Zweibettkabine außen) incl. Rücktrittvers. u. Transportversicherung: € 5591,50

Weil wir nicht nur Gutes über die Verschiffung von voll ausgerüsteten 'Wohnmobilen gehört haben, hat uns die

Möglichkeit, bei der Grimaldi-Group die Reise als Frachtschiffreise und das Fahrzeug sozusagen als "Handgepäck"

mitnehmen zu können, sehr gefallen, weil wir da selbst darauf aufpassen können. Wir haben von der Abwicklung aber einen

so guten Eindruck bekommen, daß wir jederzeit unser Fahrzeug dieser Reederei auch ohne Aufsicht anvertrauen würden.

Inzwischen haben wir wieder andere Erfahrungen gehört. Die Qualität hängt wahrscheinlich mehr von der jeweiligen

Schiffsführung ab, sodaß wir unser obiges Urteil nur auf die "Grande Francia" beziehen möchten.

Die Reise wäre für uns, die wir sonst sehr selbstständig reisen, trotz des guten, lockeren Verhältnisses zwischen

Passagieren und der international gemischten Mannschaft etwas langweilig geworden, wenn wir nicht als ausgemachte

Landratten so viel Neues hätten entdecken können: Wir konnten alle möglichen Manöver auf der Brücke miterleben, der

"Chief" hat uns seinen Maschinenraum sehr ausführlich gezeigt und das Laden und Entladen in den Häfen war sehr

interessant. Dafür kann man unserer Meinung nach sehr gut auf irgendwelche auf Kreuzfahren gebotene Animation

verzichten...

  Verschiffung mit Hornlinie

Kosten (Zweibettkabine außen) incl.  Transportversicherung: € 3272,15

Nun ist noch eine zweite Verschiffung (Cartagena/Kolumbien - Moin/Costa Rica) dazu gekommen (s. Tagebuch Abschnitt 16

 vom 20.7. bis 1. 8.).  Hier wurde in einschlägigen Reiseberichten sehr gewarnt vor den Schwierigkeiten und der

unzureichenden Arbeit der Agenten vor Ort. Wir können nur bestätigen, daß die Grenzformalitäten mit Abstand die

umständlichsten von ganz SA waren. Dazu kommt, daß viele der Ämter u. Ä. recht enge Öffnungszeiten (z. B. Mo - Fr) haben

und oft fahren Schiffe am Montag ab und kommen am Freitag an.

Der Agent in Cartagena, Johnny Garai hat seinem schlechten Ruf alle Ehre gemacht - und uns gleich an einen anderen

(Manfred Alwardt, Mail: manfred.al@gmx.net) "weitergereicht", der dann seine Sache für ca. 60 Extra-US-$ wirklich

ordentlich gemacht hat. Besonders nützlich ist, daß er, wenn der Betrag für die Zollgebühr den veranschlagten übersteigt

(hier muß man mit Überraschungen rechnen), US $ umtauscht.  Diesen Weg können wir nur empfehlen. (Man kann im Hafen

nicht umtauschen - müßte also viel Sicherheit einplanen oder nochmals in die Stadt - und das koste Taxe und Zeit!) In Moin

kam es noch "besser" - stark gekürzter Ablauf: Der Agent hat gleich noch einen "Übersetzer" mitgebracht. Dieser hat dann


mehr Interesse daran gehabt, den Passagieren touristische Leistungen zu verkaufen. Uns hat er nur mitgeteilt, daß wir (es

war Freitag nachmittag), weil das Schiff zu spät gekommen war, wegen Öffnungszeiten beim Zoll und der Versicherung

(hier Mo-Fr 8-16 Uhr) erst am Dienstag unser Fahrzeug aus dem Hafen bekommen würden, weil Mo Feiertag ist. Wir hätten

ja unseren Einreisestempel schon und könnten so lange in das Hotel ziehen. Wir wollten aber weder unser Auto 4 Tage

unbeaufsichtigt lassen, noch Hotelrechnung bezahlen. Wir wollten im Hafen bei unserem Auto bleiben. Ob das geht wüßte

man nicht - wir sollten fragen (sehr hilfreich!). Wir haben den Agenten gebeten, für uns zu fragen. Das hat er dann getan -

aber offenbar den Falschen, nach zwei Tagen flogen wir nämlich 'raus aus dem Hafen. Der bei dieser Gelegenheit von uns

gerufene Agent hatte auch gleich einen deutsch sprechenden Pensionsbesitzer für uns mitgebracht. Nach Verhandlung 70

US $ für zwei Nächte. Als wir am Dienstag endlich zum Zoll gehen wollten, war die Bill of Lading immer noch nicht im

Office der Belmonte - erhebt sich die Frage, warum wir   w i r k l i c h   4 Tage warten mußten! Übrigens, wenn uns der

Pensionsbesitzer nicht bei gestanden hätte (25 US $ Trinkgeld, wahrscheinlich zu wenig - s. o.), hätten wir unser Auto auch

am Dienstag nicht herausbekommen - und am Mittwoch war wieder Feiertag usw. usf.

Die Verladung in Cartagena lief ausgezeichnet. Im Gegensatz zu Berichten von früheren Reisen gab es eine sehr sichere

Ausrüstung - die "Box". Das Verladen war in wenigen Minuten erledigt. Lt. "Hilfsagenten Manfred" ist das vom Hafen

abhängig (in Cartagena gibt es wohl drei Containerhäfen).

Anders das Entladen in Moin. Mit einem ziemlich abenteuerlichem Ladegeschirr:

Zwei knapp meterbreite bandartige Netze, auf die das Auto so fahren muß, daß unter jeder Achse ein Band liegt. Die Bänder

 sind an Drahtseilen befestigt, die wiederum an zwei stählernen Querbalken hängen, die dann mit weiteren Drahtseilen vom

Kranhaken herunterbaumeln. Die Querbalken sind zwar lang genug, daß die straffen Seile nicht an das Auto kommen (so

lange das schön gerade in diesem Binsenbau steht), aber weil unser Auto die Räder seitlich weit überragt, würden die

straffen Netze die empfindliche Seitenwand ganz schön eindellen. Viel "massive Überredungskunst" war nötig, um die

einheimische, angeblich so erfahrene Lademannschaft, und den russischen Matrosen dazu zu bewegen, etwas zwischen

Räder und Netze beizulegen (das sollten eigentlich Holzklötze o. Ä. sein). Als sie es endlich begriffen hatten, wurden

Airbags dazwischen gepackt. Es ging auch so. Wäre aber wieder ein Airbag wie beim ersten Versuch plötzlich leer

geworden, hätte es auch schlechter enden können. Auch so haben irgendwelche Schäkel, Schrauben oder Drahtseilenden

Schäden hinterlassen, deren professionelle Beseitigung sicher ein paar hundert € kostet. Die Passage: Die Mannschaft war

sehr freundlich. Die Kabine (wäre bei Grimaldi höchste Preisklasse) sehr ordentlich. Geräusche während der Fahrt waren

nicht störend. Der Service war wirklich gut. Besonders der Chefsteward war sehr bemüht. Die Küche war ein bißchen

russisch - uns hat es aber geschmeckt.

  Klima

Bisher haben wir unsere Reisen immer so eingerichtet, daß wir "ewigen Frühling" hatten - also im Winter nach dem Süden

und im Sommer nach Norden oder in's Gebirge.

Das war in der jetzt verstrichenen Mitte unserer Reise nicht möglich. In den Tropen gibt's keinen Frühling. Wir mußten also

 ca. 6 Monate ordentlich schwitzen und uns mit tausenden Quälgeistern herumschlagen (bei über 30 Grad können wir uns

einfach nicht voll mit Kleidung bedecken).

Bei aller Freude über die tropischen Landschaften sind wir jetzt (in Nordmexiko) recht glücklich darüber, daß wir nachts

oft die Bettdecke bis zum Kinn hochziehen müssen.

  Das "dicke Ende"

Unser Fahrzeug hat wunderbar durchgehalten und den letzten Transport über den Großen Teich glimpflich überstanden.

"Drüben" hätten wir ruhig weiterfahren können. Hier in Deutschland zählen aber mehr Dokumente und Siegel. Kurz gesagt:

Der TÜV ist zwei Monate überzogen und schon solche Äußerlichkeiten wie gewaltige Steinschläge in Scheibe und

Scheinwerfern machen uns jedem Ordnungshüter verdächtig. Wir standen vor der Frage, ob wir diese Mängel gleich in

Bremerhaven beseitigen lassen (und dabei als durchreisende Kunden möglicherweise geldgierigen Werkstätten zum Opfer

fallen) - oder die 40 € Bußgeld riskieren und erst zu Hause den neuen TÜV machen lassen. Wir haben uns für letzteres

entschieden.

 

Beim Wohnmobilhändler Lindner in Chemnitz, wo wir unser Auto vor knapp 10 Jahren kauften, erhielten wir schnell und fair

 die neue Scheibe und Scheinwerfereinsätze. Für TÜV und ASU waren nach unserer Erkenntnis nun noch zwei neue Reifen

und die Instandsetzung der hinteren Bremsen (neue Backen und Wiederherstellung der Handbremseinstellungsautomatik)

notwendig. Dazu mußten wir in die Autowerkstatt. Als wir unser Auto in der ersten Werkstatt vorstellten, hat man aus dem

öligen Äußeren des Motors geschlossen, daß wir Öl verlieren - ein gravierender Mangel für den TÜV. Unser Hinweis, daß wir

 praktisch keinen Ölverbrauch haben und die Verschmutzung des Motors durch unsere Ungeschicklichkeiten beim

Öleinfüllen entstanden sein wird und mit einer ordentlichen Motorwäsche beseitigt werden kann, machte keinen Eindruck
auf den "Fachmann", der uns ganz offensichtlich nur für dumme Geizkragen hielt.  Um sinnlose teure Fehlersuchen zu

vermeiden,  zogen wir also weiter, ersetzten zwei Reifen und machten eine Motorwäsche. Die zweite Werkstatt ging dann

mehr mit unseren Vorstellungen konform,  war aber im Gegensatz zu uns schon bei Auftragsannahme der Meinung, daß die

Bremstrommeln ausgedreht werden müßten.  Nach Auftragserteilung an die Firma Zenker, Glauchau, warteten wir 14 Tage

auf Fertigstellung. Dann erklärte uns die Werkstatt, daß  das Auto trotz aller Bemühungen keine ASU besteht und

präsentierte eine Rechnung über 1315,96 € (incl. ASU und Bremstrommeln ausdrehen). Man könne nur die Einspritzpumpe

für weitere 1000€ ersetzen. Das war uns zuviel, man empfahl uns deshalb, beim nächsten Boschdienst, wo man uns schon

avisiert hätte (!), die Einstellung vornehmen zu lassen.  Was wir dann auch taten .   Dort bekamen wir Einstellung und ASU

für 143,10 € - nur die zu hohe Leerlaufdrehzahl (die uns schon als Novum auf der Überführung von Glauchau nach Chemnitz

 aufgefallen war) ließe sich nicht ändern.  Daß wir seitdem ca. 1 Liter mehr brauchen, haben wir ja erst später entdeckt. Als

dumme Laien können wir uns nicht vorstellen, daß wir nunmehr schadstofffreier als früher fahren! 

 

Fazit: Was ASU anbetrifft hat man unserer Meinung nach im Autohaus Zenker wohl nur unqualifiziert an der

Einspritzpumpe herumgedreht (das ist die optimistische Variate;  die pessimistische -  und die würde besser zu einer

Reparaturzeit von 14 Tagen passen - wäre, daß jetzt vielleicht ein anderer Kunde mit unserer E.P. als neu für 1000 €

herumfährt - siehe unsere Erfahrung mit Lichtmaschinenaustausch!) . Mit dem Bremstrommeln ausdrehen wurden wir

offensichtlich betrogen - die sahen nämlich innen immer noch so aus wie auf der Reise, wo wir sie bekanntlich alle 10T Km

demontiert hatten!  - Als ADAC-Mitglied - dachten wir - könnten wir wenigstens die Zahlung dieser Position von ca. 50 € mit

 Unterstützung eines Sachverständigen verweigern. Der Sachverständige (Kfz-Werkstatt Müller & Baumann, Zwickau)

wollte die Bremstrommeln aber gar nicht sehen, selbst dann nicht, wenn wir sie auf seinem Hof selbst demontieren würden.

Eigentlich hat ihn nur interessiert, wer die Reparatur ausgeführt hat - hätten wir es doch nicht gesagt.... . Als wir bei

Zenker vorsprachen, war der offensichtlich schon informiert - seitdem sind wir keine ADAC-Mitglieder mehr!

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